2024

Preisträgerin* SY Award IV

Der Shizuko Yoshikawa Award 2024 geht an Gemma Ushengewe

Ushengewe (*1995) ist eine in Genf ansässige kunstschaffende Person, die in den Bereichen Dokumentar- und Experimentalfilm, Schreiben und Performance arbeitet. Ushengewes Werk setzt sich intensiv mit der Wiederaneignung von Narrativen auseinander, wobei der Fokus auf der kritischen Auseinandersetzung mit Themen wie Überwachung, strukturellem Rassismus und Neokolonialismus liegt. Zentral ist die Suche nach neuen Ausdrucksformen, die über das herkömmliche Erzählen hinausgehen und Wege zur Befreiung aufzeigen. Ushengewe hat 2020 den Bachelor in Film und 2023 den Master in Bildender Kunst an der HEAD (Haute école d’art et de design, Genève) abgeschlossen.

Bericht der Jury:
Gemma Ushengewes Fragestellungen sind komplex und zeitgemäss, äusserst politisch, aber nicht den flüchtigen Strömungen des Zeitgeists unterworfen. Mit den zeitgebundenen Medien Film, Video und Performance beleuchtet Ushengewe die Problematik des «Othering» – des Andersmachens von Menschen – sowie den strukturellen Rassismus, basierend auf persönlichen Erfahrungen. Dies gelingt ohne in eine autobiografische Erzählung zu entgleiten. Gemma Ushengewes räumliche Installationen offerieren den Betrachtenden persönliche Zugänge und damit starke Konnektivität. Wie kann ein Mensch im Spannungsfeld zwischen Überwachung und Transparenz unsichtbar werden? Wer kontrolliert, was oder wer sichtbar gemacht wird? Gemma Ushengewes Arbeit verweigert sich bewusst der Verwendung dominanter Codes und stellt der Transparenz, symbolisiert durch Plexiglas, die Undurchsichtigkeit des Schattens gegenüber. Wobei ein Silhouetten-Spiel aus Schattenwurf und Projektionen mit den Körpern des Publikums in Dialog tritt. Die Jury ist beeindruckt von der Dringlichkeit, mit der Gemma Ushengewe persönliche Erfahrungen thematisiert. Anstatt sich an theoretischen Begriffen abzuarbeiten, nutzt Gemma Ushengewe diese als kreativen Raum für das eigene Schaffen. Die Jury würdigt den mutigen Umgang mit Unsichtbarkeit in einer Welt, in der Sichtbarkeit als Schlüssel zum Erfolg gilt. Gemma Ushengewe schafft so eine eigenständige Position, die den Konventionen des traditionellen Kunstbetriebs tendenziell entflieht. Die Jury ermutigt Gemma Ushengewe diese Praxis weiterhin so experimentiertfreudig und konsequent zu verfolgen.

Jury 2024

– Kathrin Bentele, Direktorin Kunstverein für die
Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf (Gast-Expertin)
– Andrea Wolfensberger, Künstlerin, CH (Gast-Expertin)
– Elisabeth Grossmann (Kunsthistorikerin, Stiftungsrätin)
– Sibylle Loyrette (Kunstrechts-Anwältin, Stiftungsrätin)
– Gabrielle Schaad (Kunsthistorikerin, Stiftungsrätin mit Jurypräsidium)

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